Empathie & Nähe oder gesunde Distanz?!

Was ist Empathie eigentlich? Das Wort ist in vieler Munde als Ausdruck; doch was es wirklich bedeutet, ist den wenigsten bekannt.

Ich bezeichne Empathie als „Schwingungsfähigkeit“ mit der Umwelt, also Situationen, Atmosphäre, Menschen, Tieren, Pflanzen, Bäumen, Wasser – alles was lebendig ist und genau das zu fühlen ohne Wertung.

Bei Gefühlen von Wut, Hass, Eifersucht, Neid, Begrenzung durch das Gegenüber, fühlen wir uns nicht wohl. Meist weil, wir als empathisches, hochsensitives Mädchen oder Junge genau diese Begrenzungen und auch eine Entfremdung von uns selbst erfahren haben.

Damit werden wir gezwungen, die „narzisstische Kommunikation“ und narzisstische Verhaltensweisen zu erlernen, zu einem Großteil zu übernehmen und auch als EmpathIn und hochsensitiver Mensch diese Prägungen zu verinnerlichen und uns so zu verhalten, wollen wir in eine Gruppe oder auch Partnerschaft „gehören“.

Zugehörigkeit ist in unserer Gesellschaft ein Qualitätsmerkmal und auch ein Wert! Doch nicht jede Gruppe oder Gruppendynamik ist gesund, lebendig und wohlwollend gegenüber einem Empathen oder hochsensitiven Menschen.

Wir erleben viel Verunsicherung, Unwillkommensein, Ausgrenzung, sind „besserwisserisch“ oder im schlimmsten Fall werden wir als „dumm“ angesehen (auch weil wir oft schweigen solange wir Situationen und Erlebnisse innerlich verarbeiten), weil narzisstische Sprache keine Facetten im Fühlen zu lässt und die Menschen, die diese Urteile fällen, selbst nicht gerne oder gar nicht fühlen. In der Psychologie wird das Gefühlsblindheit und Unfertigkeit unterschiedlich zu fühlen Alexithymie gennannt.

Alexithymie ist eine Folge unempathischer, narzisstischer Erziehung, Ausbildung in Schule, Beruf und Studium.

Alexithymie wirkt sich auch aus in Unternehmen – weil traumatisierte Menschen und das ist der Anteil von Narzissmus und NarzisstINNen nicht fühlen will, was sich in der Kindheit ereignet hat oder dann im „Erwachsenenleben“. Ich schreibe dieses Wort in Anführungszeichen, weil derjenige/diejenige nicht wirklich erwachsen ist, wenn er/sie in Traumata festhängt und es lässt Verantwortung zu übernehmen für die eigene Entwicklung – das Erwachsen. Das ist ein dynamischer Prozess, der vergleichbar ist mit Deep dive – Tieftauchen in der Seele. Jede Verknotung und Verwicklung ist ein Trauma, ein Missverständnis, ein kindlicher Beschluss um etwas zu vermeiden oder nie wieder zu erleben ist wie ein Anker in der Tiefe des Meeres (Wasser steht für Gefühle), hinzu kommen Konditionierungsprogramme, Domestizierungsprogramme oder Traditionen aus Kultur, Nation, Region, Religion, Rollenprogramme als Frau oder Mann und auch als Frau & Mann – es ist für alle Menschen gleich.

Andere bezeichnen Empathie einfach als Mitgefühl – verwechseln es mit Mitleid.en.

Mitgefühl schwingt frei. Mitleid.en ist erstarrt, konfektioniert und übergriffig zwanghaft – es ist eine Forderung, die erfüllt werden soll; fast ein Junkie-Dealer-Verhalten, indem der bemitleidete etwas bekommt, das er in sich aus Kummer, Schuld, Schmerz, Klage, Bitterkeit und Vorwürfen sich nicht selbst eröffnen kann. Jeder hat dieses Potential in sich!

Mitfühlend zu sein bedeutet auch lebendig & offen in Resonanz zu gehen – wie eine Melodie, die dich einlädt zu summen, zu singen oder dich dazu zu bewegen – also zu antworten in deiner Art und Weise; evtl. auch zu sprechen oder zu schreiben. 

Eine junge Klientin, die stotterte, wenn sich auf monotone Stimmen und militärische Aussprache traf. Als ich sie begleitete in einer Situation im Alltag, nahm ich wahr, dass sie versuchte sich einzuschwingen auf die Sprachmelodie und sah diese Wellen energetisch auf sie zu wandern. Es dauerte einen Moment und sie verarbeitete diese Impulse um – in diesem Fall- fliessend zu antworten. Später konnte ich ihr erklären, was passiert war und wieso sie auf bestimmte Frequenzen nicht antworten konnte.

Wenn ein unbewusst-traumatisierter Mensch eben keine innere Melodie hat oder eine andere Melodie, die er nicht kennt oder deren Klangfrequenz zusammengeschrumpft, komprimiert oder unterdrückt ist – vergleichbar einem Militärmarsch und Jive – kann kein sinnvolles Gespräch stattfinden.

Ein Gespräch, eine Begegnung ist für einen Empathen oder hochsensitiven Menschen viel intensiver, reichhaltiger nachklingend und fordert mehr Gewissenhaftigkeit, Bewusstheit, Reflektion – wir scannen, analysieren und fühlen. Meist eher den anderen als uns selbst zu erst, daher müssen wir lernen was für uns gesunde Distanz ist, damit wir uns fühlen lernen und nicht nur nachdenkend.

In der Stille haben wir Raum und gleichzeitig bedeutet Stille und Schweigen auch gesunde Distanz.

Gesunde Distanz brauchen wir auch im Umgang mit Klienten, Coachees, Mitarbeitern, Kollegen, Chefs – in Unternehmen, Schule und Studium oder Beruf.

Die weite & breite Schwingungsfähigkeit von Empathie ist bei einem bewussten Empathen sehr umfassend. Ich erlebe oft bei Klienten und habe das früher auch bei mir – bin da wirklich geschult worden vom Leben – wie Unbewusstheit von Empathie zu den sogenannten Übertragungen führt, Projektionen & Introjektionen. 

Introjektion bedeutet, dass wir etwas verinnerlichen, was wir eben gelernt, beobachtet oder gehört, gefühlt haben und dann glauben wir, dass seien wir selbst. Dabei können Worte von Oma, einer Tante, einem Lehrer uns mental, emotional berühren oder belasten und führen uns dann auch wie gelähmt betäubt oder taub in Situationen, die das Gegenüber eigentlich als Wahrheit empfindet. Damit geraten wir aufgrund unserer Empathie auch in „schräge“ Situationen, solange wir nicht bewusst sind Charaktermerkmale, mentale, emotionale Programme zu erfassen und sie bewusst zurückzuverweisen als Aufgabe des Gegenübers – das kann auch dein Partner / deine Partnerin sein oder dein Kind.

Projektion bedeutet einen inneren Film, der aus einzelnen Fotos – Gedanken und Emotionen- besteht auf einen anderen Menschen zu werfen. Dieser Mensch wird zum Mitspieler wie in einer Rolle, die ihm durch den Regisseur oder Autor auferlegt wird – für Empathen fühlt sich das an wie Cellophan oder Celluloid-Folien auferlegt zu bekommen, nach Drehbucht des narzisstischen Menschen zu agieren und kein Eigenleben mehr zu haben oder keine eigene Atmung. Gaslightening, Manipulation und Täuschungen inbegriffen. Vielleicht kennst du diese Programme aus der Kindheit, deiner Familie. In sogenannten „symbiotischen Beziehungen“ besteht kein Platz für gesunde Individualität bzw. deren Entwicklung als Kind. Dazu gehört immer auch gesunde Nähe und gesunde Distanz.

Dabei ist es wichtig deine eignen Familien-, Beziehungsmuster in Sprache und Verhalten zu erkennen und die Deformation deiner Ursprünglichkeit und deiner Fähigkeiten, die natürlich andere sein können als die deines Gegenübers.

Gerade in meiner letzten Ausbildung zum „Systemischen Karriercoach“ ist mir das wieder aufgefallen, dass ein Kollege das Bedürfnis nach Anerkennung hat, sich eine Partnerin wünschte, um die Leere in sich aufzufüllen und einen Wert zu spüren. Er erschreckte, als die Sprache darauf kam auch als Coach gesunde Grenzen zur Klientin zu haben und es zu lassen eine Beziehung einzugehen. Dazu gibt es klare Regeln!

So ein Verhalten wirkt distanzlos und missbrauchend. Wenn ein Klient sich im Coaching und in der Beratung öffnet, müssen hier klare Grenzen herrschen – mifühlende Distanz, Achtsamkeit und auch Wohlwollen gegenüber dem Bedürfnis des Klienten/der Klientin, die es nicht gewohnt ist, dass jemand aktiv zuhört, Verständnis hat, offen und neutral.

Wenn ein Coach in einem Bereich noch unbewusst traumatisiert ist und versteckt bedürftig ist, kann kein Entwicklungsprozess stattfinden, sondern ein Gefangenschaftsprogramm (Stockhom-Syndrom) und Abhängigkeit entstehen wie Guru.Sein. Deshalb sind Empathen und Hochsensitive da noch mehr und bewusst in Achtsamkeit für sich und für das Gegenüber – weil sie sich aus Traumata-Erfahrungen, narzisstischer Erziehung heraus entwickelt haben, werden sie zum „Profiler“.

Verwirrung ist für Empathen und hochsensitive Menschen eine Qual der Unachtsamkeit; sie lernen Selbstführung, Selbstfürsorge, Selbstwirksamkeit als „realen Wert“ und können andere Menschen unterstützen, diesen zu entwickeln. Auf der anderen Seite entsteht durch Empathie ein sehr persönlicher, fast intimer Raum, mit vielfachen, schwingenden Informationen – die der Empath auch auswerten muss, um Situationen bewusst und achtsam zu gestalten. Gegebenenfalls auch „unangenehme Themen“ zum Gespräch zu öffnen; wenn der Klient oder die Klientin dann Offenheit mit Nähe & Beziehung verwechseln und sich in eine „Verliebtheit“ hineinbewegen, weil der Empath hier etwas zu „füllen“ zu scheint (kann eine Herausforderung für jeden Coach oder Berater und auch andere Berufsgruppen  hier in gesunde Distanz zu gehen und auch klar zu bleiben).

Nähe und Distanz in Beziehungen, jeder Art – auch beruflich – braucht Luft wie auch Erde. In dem Zwischenraum sind dann auch andere Elemente wie Wasser und Feuer – zu den wichtigsten Beziehungen gehört allerdings zu dir selbst!

Es ist wichtig, was du fühlst: Freude, Glück, Erleichterung, Trauer, Wut, Zorn, Eifersucht, Neid, Verachtung oder „Ja“ oder „Nein“ – erlaube dir das zu fühlen, in der Dualität oder 3D-Matrix existieren diese Empfindungen. Wir sind in diese Form mit tausenden von Facetten hineingeboren worden. Und dürfen auch das Verbot „niedrig schwingende“, negative Emotionen nicht benennen oder wahrnehmen zu dürfen erkennen, muss jeder Mensch in seiner Konditionierung auflösen lernen.

Die Zuwendung zu uns selbst ist für den Empathen wichtig – als Ausdruck gesunder Distanz bringt uns in innere Freiheit -Emotional, mental, psychisch und physisch. Zuwendung zu dir selbst ist ein gesunder Egoismus – eine Abwendung von Aussen und auch von anderen Menschen für Stunden, Tage, Monate oder Jahre; das wird als No-Contact-Phase beschrieben. NO- Contact ist eine gesunde, empathische Konsequenz und keine Strafe.

Gönnst du dir das als EmpathIn und hochsensitiver Mensch? Das geht nur in Verbindung zu dir selbst und Mitgefühl für dich „at first“.

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